Was ist ein Meeresauge?
Kurz + bündig:
So sieht ein Meeresauge aus, wenn es noch als Tür eines Schneckenhäuschens dient.
Wird das Gehäuse geknackt und die Schnecke gefressen, fällt das Meeresauge auf den Grund und schillert in den schönsten Farben. Die Inspiration zum Namen.
Etwas mehr Hintergrund Im „Fachjargon“ heißt ein Meeresauge eigentlich Operculum.
Ein Operculum (lat. „Deckelchen“, Pl. Opercula) ist ein horniger oder kalkiger Deckel, den die Schnecken aus der Unterklasse der Vorderkiemer (Prosobranchia) an der Oberseite ihres Fußes tragen. Damit wird die Mündung des Gehäuses verschlossen, wenn das Tier sich zur Ruhe (etwa beim Austrocknen des Gewässers) oder bei Gefahr darin zurückgezogen hat.
Die größten und bekanntesten Vorderkiemer der europäischen Binnengewässer, die Sumpfdeckelschnecken (Viviparidae), tragen diesen Deckel sogar im deutschen Namen.
Das Operculum weist konzentrische Strukturen auf und besitzt einen Kern nahe dem der Mündungswand des Gehäuses (dicht beim Nabel) zugewandten Rand.
Es gibt zwei Typen von Opercula:
- Der erste Typ besteht aus hornigem Material verschiedener Dicke. Die Substanz ist biegsam und einschichtig, und das Operculum ist mehr oder weniger kreisrund.
- Der zweite Typ (auch als „Verschlussstein“ bezeichnet) hat eine mehrschichtige Struktur, mit horniger Basis und kalkiger Deckschicht, welche manchmal mit spiraligen Strukturen und Rillen skulpturiert ist. Bei diesem Kalk handelt es sich um eine mit besonderer Struktur auskristallisierte Form von Aragonit. Ebenso wie bei echten Perlen ist dies ein Kalziumkarbonat (CaCO3), das einen Härtegrad von 4 bis 4,5 nach der Mohsschen Skala aufweist.
Nach dem Ableben löst sich das Operculum vom Schneckenhaus und kann am Strand und im Flachwasser gefunden werden.
Verwendung
Der Gebrauch von Schneckenschalendeckeln lässt sich von der Steinzeit beginnend bis in die Gegenwart nachweisen. Die Opercula tauchen in verschiedenen Kulturen in einem unterschiedlichen Kontext auf.
Die fast halbkugeligen, farbigen Opercula der Turbanschnecken (Turbinidae) sind ein beliebtes Sammlerobjekt und werden auch zu Schmuck verarbeitet. Alle weisen auf der flachen, weißen Unterseite (der eingezogenen Schnecke nach innen gewandten Seite) einen typischen spiralförmigen Wachstumsverlauf auf, gelegentlich haften frischen Fundstücken noch bräunliche Reste der Hornschicht an.
Die Farbgebung und -qualität der nach außen zeigenden Wölbung des eigentlich weißen Aragonits wird durch Pigmente von Algenteilchen bei der Nahrungsaufnahme insbesondere beim Ausbleiben / Zunahme, vor allem aber beim Wechseln (orts-, saison- und von anderen umweltbedingten Faktoren abhängig) von Algentypen (insbesondere bei der Katzenaugenschnecke) bestimmt.
In einigen Gegenden der Erde sind die Opercula unter Handelsbezeichnungen in der Schmuckindustrie bekannt wie: „Shivas Auge“, „Buddhas Auge“, „Katzenauge“, „Tigerauge“ (Südostasien), „Geld der Meerjungfrauen“ (Südafrika), „Naxos-Auge“ (Griechenland), „L´occhio di Santa Lucia“ (Italien) oder auch allgemein „Meeresaugen“. An Küstenabschnitten Papuas und auf entlegenen Inseln der Südsee mit nativen Stämmen gelten bis heute besonders schöne Exemplare auch als (inzwischen immer selteneres) rituelles im Schmuck eingearbeitetes Symbol und gesellschaftliches Statusobjekt. Besondere Steine sind hier (ebenfalls nachlassend) auch als geldähnliche Werte bzw. Anlagen im Umlauf oder dienen der zwischenmenschlichen Werbung in Form von Schmucksteinen.
Fundstücke sind in der Regel durch Risse und kleine Bohrlöcher (wahrscheinlich Spiralröhrenwürmer) beschädigt. Die unversehrten und besonders großen Opercula bleiben in der Regel einheimischen Sammlern (die zugehörigen Schnecken sind beliebte Meeresfrüchte), Schnorchlern und Tauchern vorbehalten. Einen besonderen Sammlerwert stellen Steine dar, deren Spirale links herumverläuft, also eine andere „Händigkeit“ aufweist, das Verhältnis beträgt ca. 1:20.000. Durch die unregelmäßige Nahrungsaufnahme oder Änderung der Algenart weisen einige Operculae begehrte, ungewöhnliche Farbverläufe auf. Der Verschlussdeckel wird in einigen touristischen Gebieten zu Schmucksteinen für Ohr-, Fingerringe und Halsketten in Form für die Fassung geschliffen, höchstens leicht poliert, seltener lackiert verarbeitet.